Gemeinderat informiert sich über erneuerbare Energien

Die Besuchergruppe vor den Fallleitungen des Pumpspeicherkraftwerks Forbach im Murgtal

Bei einer Informationsfahrt in den Schwarzwald informierte sich der Gemeinderat über ein Thema, dass auch kommunalpolitisch aktuell große Bedeutung hat: Die Sicherstellung der Energieversorgung in der Zukunft.

In der Oktober-Sitzung wird sich der Gemeinderat mit der Frage befassen, ob gemeindeeigene Flächen für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien bereitgestellt werden sollen. Auch wenn über dieses Thema auch in der Vergangenheit schon viel und heiß diskutiert wurde, die Informationsfahrt in den Schwarzwald brachte weitere Erkenntnisse, die bei der Entscheidungsfindung hilfreich sein werden.

Bei Besichtigung des Rudolf-Fettweis-Werks in Forbach wurde deutlich, dass die Nutzung der Wasserkraft im Murgtal mittelbar mit der Energieerzeugung auf der Alb zusammenhängt. Der große Nachteil aller erneuerbarem Energien ist der, dass sie nicht regelbar sind. Wir Energie zu Zeiten ohne entsprechenden Bedarf erzeugt, müssen sie abgeregelt werden – wenn keine Speichermöglichkeiten bestehen. Eine Speicherung ermöglichen Pumpspeicherkraftwerke wie das im Murgtal. Steht zu viel Strom zur Verfügung, wird damit das Wasser aus dem Tal in den Schwarzenbach-Stausee gepumpt. Fehlt dagegen Strom auf der Erzeugerseite, kann mit Turbinen wieder Strom erzeugt werden. Und genau das wird in Forbach seit über 100 Jahren so praktiziert.

In der Forbacher Leitwarte wird auch das Pumpspeicherkraftwerk Glems bei Metzingen gesteuert. Und der sehr kompetente Führer beantwortete dort auch die immer wieder gestellte Frage, ob Anlagen im Südwesten überhaupt notwendig sind, um die Stromversorgung zu sichern: Sie sind es! Schon vor der Abschaltung der letzten Kernreaktoren in Neckarwestheim wurde in Baden-Württemberg deutlich weniger Strom erzeugt, als verbraucht wird. Geplant war, die Windstromüberschüsse aus Norddeutschland über die Stromleitung “Suedlink” nach Süddeutschland zu leiten. Allerdings wird sich die Fertigstellung vor allem wegen Bürgerprotesten noch mindestens fünf Jahre hinziehen. Mit der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke hat sich die Versorgungssituation in Baden-Württemberg und Bayern weiter verschlechtert, Deutschland ist seit diesem Jahr auch insgesamt gesehen Netto-Stromimporteur geworden. Rein von der Energiebilanz her sei es deshalb ausgeschlossen, dass in Baden-Württemberg Anlagen wegen Stromüberschuss abgeriegelt werden müssen; dies komme hier nur dann vor, wenn die Anbindung an das überregionale Stromnetz nicht gegeben sei.

Imposant war die Staumauer des Schwarzenbach-Stausee. Diese wurde in den 1920er Jahren unter widrigsten Umständen und ohne Stahlbeton als Gewichtsstaumauer gebaut und kann, das haben aktuelle Gutachten ergeben, noch weit über 100 Jahre ihren Zweck erfüllen.

Konkret dem Thema Windenergie widmete sich die Besuchergruppe mit der Besichtigung des Windparks Prechtaler Schanze bei Gutach. Seit sieben bzw. acht Jahren erzeugen dort sechs Anlage mit einer Nabenhöhe von 149 m Strom, statt der konservativ angenommenen 6.000 Megawattstunden wurden seither tatsächlich jährlich stabil rund 8.000 Megawattstunden Strom erzeugt. In und unmittelbar neben der Anlage waren die Betriebsgeräusche deutlich hörbar. Die ca. 800 m entfernten nächstgelegenen Anwohner fühlen sich dem Vernehmen nach aber nicht akustisch, sondern eher durch den Schattenwurf der deutlich höher liegenden Anlagen gestört. Als gelungen wurde die wirtschaftliche Beteiligung der Menschen vor Ort über eine Bürgerenergiegenossenschaft bewertet.

Kategorien: Windenergie