Großes Interesse an der Nahwärme in Aichelau

Ein volles Haus konnten Ulrike Lorinser vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Betzenweiler und die Bioenergie Aichelau GmbH & Co. KG als Betreiberin der Biogasanlage in Aichelau im dortigen ehemaligen Schul- und Rathaus begrüßen. Das Interesse an der geplanten Erneuerung und Erweiterung des Nahwärmenetzes ist also groß.

Seit fast 30 Jahren betreibt die Familie Arnold in Aichelau Biogasanlagen, und sehr frühzeitig hat sie darauf gesetzt, die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme über lokale Netze sinnvoll zu verwerten. Zunächst geschah die durch die Versorgung eines benachbarten Gewerbebetriebs, später und in mehreren Netzabschnitten kamen auch private Abnehmer dazu. Bei diesen Pionierarbeiten wurde auf kostengünstige Kunststoffleitungen gesetzt, die aber der auch aufgrund der gestiegenen Abnahme gewachsenen Beanspruchung nicht standhielten. “Das komplette Leitungsnetz muss erneuert werden, und zwar als Stahlnetz und das sehr schnell. Deshalb war der Gedanke naheliegend, das Netz im Zuge dieser Maßnahme auch zu erweitern”, so Anton Arnold.

Der erste Bauabschnitt soll schon in den kommenden Monaten angegangen werden, er reicht von der neueren Biogasanlage am westlichen Ortsrand bis zum Gewerbegebiet Breite Nord, wo die Firma Paravan ihre beiden neuen Betriebsgebäude an das Wärmenetz anschließen möchte. Außerdem soll das vorhandene Netz im Baugebiet Breite West erneuert werden.

“Unsere Überlegung war, dass wir vor Beginn der Baumaßnahme allen Haushalten im Ort die Möglichkeit geben, ihr Interesse an einem Nahwärmeanschluss zu signalisieren. Wenn auch außerhalb der Trasse des ersten Bauabschnitts genügend Interesse besteht, sind auch hiervon abzweigend weitere Erschließungen möglich. Allerdings müssen wir frühzeitig wissen, wie groß das Interesse ist” machte Denis Arnold deutlich. Die Bereiche Franz-Arnold-Straße und Hayinger Straße würden dann 2025 erschlossen, wenn der Landkreis ohnehin die Ortsdurchfahrten dieser Kreisstraßen erneuert. Das Baugebiet Wadenwiesen könnte schon vorher über den Wiesenweg angebunden werden.

Unterstützt durch die Gemeindeverwaltung wurde eine unverbindliche Umfrage durchgeführt, 79 Haushalte haben hierbei ihr Interesse signalisiert. 19 davon sind bereits jetzt angeschlossen, so dass sich die Netzgröße fast vervierfachen könnte. Die Sorge, ob die von den beiden Biogasanlagen erzeugte Wärme für ein so großes Netz ausreicht, konnte Denis Arnold zerstreuen: “Das reicht auf jeden Fall, und mit einem großen Pufferspeicher werden wir auch für die notwendige Netzstabilität sorgen”.

Wesentlicher Punkt bei der Entscheidung ist für viele Interessenten natürlich die wirtschaftliche Seite. Diese erhalten nun ein Vertragsangebot mit einem Preisblatt, bis Mitte Mai sollte die Entscheidung fallen. Im Anschlusspreis enthalten ist eine Hausanschlussleitung mit einer Länge von bis zu 15 m und maximal 2 m im Gebäude bis zur Übergabestation. Die Wärmelieferverträge laufen zunächst einmal zehn Jahre, länger lässt es der Verbraucherschutz nicht zu. Nachdem die Investition der Bioenergie Aichelau GmbH & Co. KG auf eine längere Betriebsdauer angelegt ist, wird eine Verlängerung dann sicher möglich sein.

Bürgermeister Reinhold Teufel informierte außerdem über die Möglichkeit, zusammen mit dem Nahwärmeanschluss auch einen Hausanschluss für eine künftige Glasfaseranbindung verlegen zu lassen. Als positiv hob er hervor, dass es in Aichelau dank der Investitionen der Gemeinde in ihr Backbonenetz problemlos möglich sein wird, gemeinsam mit dem Partner BLS solche Glasfaseranschlüsse anzubieten. Bedauerlich sei dabei aber, dass im Ort aufgrund der vergleichsweise hohen Bandbreiten im DSL-Netz der Telekom nur ein sehr kleiner Teil dieser Anschlüsse von Bund und Land gefördert werden. Deshalb wird es zur ungerechten Situation kommen, dass ein Gebäude dank Zuschuss gratis angeschlossen wird, während der Nachbar hierfür unter ungünstigen Umständen mehrere Tausend Euro bezahlen müsse. Dennoch warb der Bürgermeister dafür, diese Chance für eine nachhaltige Wertsteigerung des Gebäudes zu nutzen.

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