Im Rahmen einer sehr gut besuchten Bürgerversammlung im Gasthaus Hirsch in Geisingen wurde deutlich, dass seitens der Geisinger Bevölkerung die Planung des Projektentwicklers Green City Energy abgelehnt wird, im Zusammenhang mit dem auf Upflamörer Gemarkung geplanten Windpark auch südwestlich der Ortslage Geisingen zumindest eine Windenergieanlage zu errichten. Bürgermeister Reinhold Teufel machte in seiner Begrüßung deutlich, dass die vor vier Jahren beschlossene Energiewende zum damaligen Zeitpunkt auch in der Bevölkerung eine klare Mehrheit hatte – sicherlich auch bedingt durch das Atomunglück im japanischen Fukushima. Jede Gemeinde habe deshalb eine gewisse gesamtgesellschaftliche Verantwortung, zum Gelingen der Energiewende beizutragen. Eine Möglichkeit hierfür könne die Zulassung von Windenergieanlagen auf der eigenen Gemarkung sein. Er sei ein grundsätzlicher Befürworter der Windenergie, auch weil sich solche Anlagen nach Gebrauch relativ unkompliziert wieder zurückbauen lassen – ganz im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken und Atommeilern.
Anschließend erläuterte Helga Meitinger von Green City Energy das Vorhaben. Es sieht vor, im vom Regionalverband Neckar Alb als Vorranggebiet für Windenergie vorgesehenen Bereich (siehe Planauszug) vier oder fünf Anlagen zu errichten. Nach eigenen Aussagen liegen auf Markung Upflamör bereits genügend Zusagen von Grundeigentümern vor, um hier auch bauen zu können. Effizienter wäre ein Windpark jedoch, wenn auch auf Markung Geisingen zumindest eine Anlage gebaut werden könnte. Im Falle einer Realisierung könnten sich dann auch Bürger aus den beteiligten Gemeinden als Investoren beteiligen, so dass außer den Grundstückseigentümern auch noch andere finanziell von einem solchen Vorhaben profitieren könnten.
In der anschließenden, von Bürgermeister Reinhold Teufel moderierten Fragerunde zeigte sich, dass die örtliche Bevölkerung dem Vorhaben kritisch gegenübersteht. Als „unglücklich“ bezeichnete der Bürgermeister dabei die kritisierte Vorgehensweise, die Grundstückseigentümer ohne vorherige Absprache mit den Gemeindeverwaltungen zu kontaktieren, so dass eine umfassende Bürgerbeteiligung im Vorfeld dieser Gespräche nicht möglich war. Im Ortsteil Aichelau war genau diese Transparenz zu jedem Zeitpunkt mit ein Grund dafür, dass die Bevölkerung das Vorhaben akzeptiert hat.
Als wichtiges Kriterium sah Teufel auch die Lage des Windparks an. Während in Aichelau ein Bereich nördlich der Ortslage im Gespräch ist, soll in Geisingen im Südwesten und damit in der Hauptwindrichtung gebaut werden. Wie die nebenstehende Windrose zeigt, überwiegt in der Region der Wind aus Südwest deutlich. Nachdem Schall sich bekanntlich über die Luft ausbreitet, sind Bereiche, in der Hauptwindrichtung stärker belastet.
Bürgermeister Reinhold Teufel machte allerdings auch deutlich, dass er nicht alle von den Windkraftkritikern vorgebrachten Argumente für stichhaltig hält. Insbesondere die Themen Infraschall und Grundwasserschutz werden seiner Ansicht nach dazu genutzt, in der Bevölkerung Ängste zu schüren. So sei es unlauter, beim Thema Infraschall nur Windenergieanlagen als Verursacher zu benennen. Tatsächlich verursachen Öl-Zentralheizungen, Kühlschränke und Wärmepumpen im unmittelbaren Wohnbereich Infraschall, und auch der Straßenverkehr und hier insbesondere Dieselmotoren sind entsprechende Emittenten. Auch wenn tatsächlich angenommen werden kann, dass bis zu 20% der Bevölkerung auf diese tieffrequenten Schallwellen empfindlich reagieren, dürfe man dies dann nicht ausschließlich der Windkraft in die Schuhe schieben.
Deutlich wurde Teufel auch beim Thema Grundwasserschutz: Als Verbandsvorsitzender des regionalen Trinkwasserversorgers, der Albwasserversorgungsgruppe VII, verwahrt er sich gegen den Versuch der Panikmache. Unstrittig ist, dass in Windenergieanlagen Betriebsöle vorhanden sind – je nach Anlagentyp zwischen 600 und 1.500 Liter. Allerdings gibt es hier technische Vorkehrungen, die ein Auslaufen weitestgehend verhindern. Ein Restrisiko könne freilich nicht vermieden werden, allerdings ist die Gefährdung beispielsweise durch Heizöltransporte auf den öffentlichen Straßen mit deutlich größeren Mineralölmengen um ein Vielfaches höher. Der Bürgermeister rief dazu auf, hier die Kirche im Dorf zu lassen und Chance und Risiken vernünftig gegeneinander abzuwägen.
Abschließend machte der Teufel deutlich, dass dem Vorhaben weder von der planungsrechtlichen Seite (Vorrangflächen Regionalverband) noch von der immissionsrechtlichen Seite (die Vorgaben des Windenergieerlasses des Landes werden eingehalten) her zwingende Gründe entgegenstehen. Er als Privatmann hätte gegen solche Anlagen im eigenen Umfeld auch nichts einzuwenden, aus Sicht der Gemeinde kam er aber letztlich doch zu einer anderen Einschätzung.
Schon heute wird in der Gemeinde mit Biogasanlagen in zwei Ortsteilen und einer Vielzahl von PV-Anlagen deutlich mehr Strom aus regenerativen Energiequellen erzeugt als in der Gemeinde verbraucht wird. Hinzu kommt, dass mit dem Standort „Hausberg“ in Aichelau ein mit der Bevölkerung abgestimmter Standort für Windenergieanlagen ausgewiesen werden kann, was die Bilanz noch einmal deutlich verbessern wird. Auch der von der Gemeinde Hohenstein nördlich der Ortslage Pfronstetten angestrebte Standort für einen weiteren Windpark wurde im Rahmen einer frühzeitig abgehaltenen Bürgerversammlung von der örtlichen Bevölkerung mitgetragen. Die eingangs angesprochene gesamtgesellschaftliche Verpflichtung zur Mitwirkung an der Energiewende sah der Bürgermeister deshalb bereits heute als erfüllt an, so dass letztlich kein zwingender Grund besteht, südwestlich von Geisingen Windenergieanlagen gegen den erklärten Willen der Bevölkerung „durchzudrücken“. Eine in der Bürgerversammlung übergebene Unterschriftenliste aus Geisingen und eine informelle Abstimmung per Handzeichen bestätigte dann auch diese Ansicht. Bürgermeister Reinhold Teufel berichtete von einer Absprache im Gemeinderat, dass bei einem solchen Meinungsbild in Geisingen keine Gemeindeflächen für Windenergieanlagen oder entsprechende Abstandsflächen zur Verfügung gestellt werden. Die Gemeinde wird sich auch als Gesellschafter der Holzgerechtigkeit Geisingen so positionieren. Nachdem von Green City Energy bestätigt wurde, dass bisher kein Eigentümer von Flächen auf Markung Geisingen unterschrieben habe, rief der Bürgermeister die Eigentümer dazu auf, im Interesse des Friedens im Dorf hierauf auch weiterhin zu verzichten.
So berichtete die Lokalpresse: