Zum Ende der letzten Sitzung des Jahres 2022 blickte Bürgermeister Reinhold Teufel auf das Jahr zurück.
Die Corona-Pandemie ist aus seiner Sicht in der Gemeinde vergleichsweise glimpflich abgelaufen. Nicht alles, aber eben doch vieles wurde in Deutschland richtiggemacht. Als weitaus gravierender bezeichnete er das menschengemachte Unheil: Der Krieg in der Ukraine wirkt bis nach Pfronstetten, seit kurzem ist eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine in Geisingen untergebracht. Die Verwerfungen in der Wirtschaft, auf dem Energiesektor und bei den Lieferketten sind zunehmend spürbar. Auch andere internationale Entwicklungen geben Anlass zur Sorge, im Iran ebenso wie in China. Zum Thema Klimawandel äußerte der Bürgermeister seine private Meinung: Es sei dumm, sich auf die Straße zu kleben – aber es sei auch nicht viel intelligenter, die Augen vor Fakten zu verschließen.
Der Gemeinderat hat im ablaufenden Jahr 13 Sitzungen mit 189 Tagesordnungspunkten absolviert, es war also ein arbeitsreiches Jahr für den Gemeinderat. Eine besondere Herausforderung für die Gemeindeverwaltung ergab sich durch längere Ausfälle von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es wurde deutlich: Die aktuelle personelle Ausstattung ist ausreichend, wenn alle Stellen besetzt und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da sind. Ist dies nicht so, wird es sehr schnell eng.
Ohne Unterstützung durch Zwiefalten und Hayingen wäre es beispielsweise im November ganz schwierig geworden, den Service für die Bürgerinnen und Bürger aufrecht zu erhalten. Hier konnte glücklicherweise auf eine bereits 2015 abgeschlossene Kooperationsvereinbarung mit Hayingen und Zwiefalten zurückgegriffen werden, auch technisch klappte es im Standesamtswesen relativ gut. Deutlich mehr Probleme gab es bei der Gemeindekasse, insofern war es gut, dass die gegenseitige Vertretung – wenn auch gezwungenermaßen – tatsächlich praktiziert wurde. Auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der anderen Rathäuser wurde dies begrüßt, auch dort wird es als sinnvoll erachtet, mehr auf Kooperation zu setzen. Leider habe sich diese Sicht der Dinge noch nicht bei allen Entscheidungsträgern durchgesetzt.
Bürgermeister Reinhold Teufel bescheinigte seinem Team im Rathaus und im Bauhof im Jahr 2022 eine hervorragende Arbeit. Die stellvertretende Leiterin der Haupt- und Finanzverwaltung Miriam Fischer hat über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus den Haushalt 2022 hinbekommen, Kämmerer Tim Scheible unterstützte sie per Tele-Arbeit so gut er konnte. Hier machte sich die vergleichsweise gute digitale Ausstattung der Gemeinde mehr als bezahlt. Auch alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sehr engagiert dazu beigetragen, die nicht wenigen Personalengpässe im Jahresverlauf zu meistern. Und auch der Bauhof hat trotz erheblicher Engpässe im Sommer tolle Arbeit geleistet
Auch Selbstkritik wurde geübt: Angesichts der ohnehin dünnen und dann auch noch geschwächten Personaldecke wurden zu viele Projekte gleichzeitig angegangen. Mit dem Neubau des Bauhofs, der Montage einer PV Anlage auf dem Rathaus, dem Umbau des Rosen-Saals und dem Einbau des Tante M-Markts, dem Neubau des Dorfgemeinschaftshauses in Aichelau, der Fertigstellung des Krippenanbaus an den Kindergarten, dem Einbau einer Lüftungsanlage in die Wunderbuch-Grundschule, den Erschließungsmaßnahmen Drosselweg, Im Pfarrgarten, Hans-Kürner-Weg und Panoramaweg, der Erneuerung der Ortsdurchfahrten Geisingen (Bergstraße) und Huldstetten (Kirchstraße) sowie des Verbindungsstücks mit Radweg, der Weiterführung der Erneuerung des PhänoPfads und letztlich der Glasfaserverlegung zwischen Gauingen und Pfronstetten wurde die Kapazität arg strapaziert, wobei der für den Bereich der Bauverwaltung verantwortliche Bürgermeister die Hauptlast immerhin selbst zu tragen hatte.
Zusätzlich wurden schon länger vorbereitete Projekte wie das Nahwärmenetz für Pfronstetten und die Flurneuordnungsverfahren Aichstetten / Tigerfeld sowie Huldstetten / Geisingen weitergeführt, neue Projekte wir die Flurbereinigung Pfronstetten und die Sanierungsplanung für die Albhalle kamen hinzu, Materialengpässe und Kapazitätsengpässe bei den Handwerksbetrieben obendrauf. Deshalb war es nicht überraschend, dass es bei einzelnen Projekten wie beim DGH Aichelau zu Verzögerungen kam und andere Projekte wie die Neugestaltung des Friedhofs in Huldstetten gänzlich entfielen.
Dennoch wollte Bürgermeister Reinhold Teufel es nicht als falsch bezeichnen, dass so viele Projekte gleichzeitig angegangen wurden. Die Kostensteigerungen der letzten Monate haben gezeigt, dass man froh um jedes Gewerk sein könne, das bereits erledigt werden konnte. Und selbst wenn es bei der Umsetzung Verzögerungen gebe, Verzögerungen seien leichter zu überwinden als Projekte komplett neu zu starten. Was begonnen sei, werden auch fertiggemacht.
Deshalb richtete er den Blick auch eher auf das, was erreicht werden konnte. Mit dem Tante M-Laden konnte die Nahversorgung für die ganze Gemeinde verbessert werden. Das innovative Konzept bringe vor allem dank der Öffnungszeiten einen Mehrwert auch für Menschen aus den Nachbargemeinden. Dank der Erweiterung des Kindergartens um die Kinderkrippe könne ein erheblicher Engpass bei der Betreuung vermieden werden. Der Bauhof sei nicht nur vom Gebäude her, sondern auch von den Mitarbeitern her hervorragend aufgestellt. Das versetze die Gemeinde in die Lage, vor allem bei der Gebäudeunterhaltung vieles selbst zu erledigen – ein nicht zu unterschätzender Vorteil in Zeiten des Fachkräftemangels.
Aufgaben für die Zukunft gibt es aus der Sicht des Schultes genug: Von der Fertigstellung der laufenden Maßnahmen über die Umsetzung des Nahwärmenetzes in Pfronstetten und die Erneuerung des Nahwärmenetzes in Aichelau, von der Erschließung von Wohnbauflächen über die Weiterführung des Breitbandausbaus, von der Weiterentwicklung der Kinderbetreuung über die Sanierung der Albhalle bis zum geplanten Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses für Aichstetten.
Entscheidend für die Zukunft der Gemeinde werde es aber sein, die interkommunale Zusammenarbeit weiter zu forcieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befürworten es, und gerade die Erfahrung der letzten Monate zeige: Wenn man mit den Vorbereitungen wartet, bis man es braucht, ist es zu spät! In spätestens zehn Jahren, so schätzt Reinhold Teufel, werden einige Gemeinden ihre Aufgaben nicht mehr ordnungsgemäß erledigen können. Wenn nicht schnell die Weichen in Richtung Kooperation gestellt werden, werden am Ende statt Kooperation die Kapitulation stehen. Und es würden dann vielleicht noch nicht einmal die kleinsten Gemeinden sein, die als erste kapitulieren.
Reinhold Teufel mahnte auch die notwendige Offenheit für den Ausbau der erneuerbaren Energien an. Der Ausbau der Solar- und Windenergie bringe für die Alb unbestritten Veränderungen. Die Frage sei, ob diese Veränderungen überwiegend gut oder schlecht sind. Angesichts der Wertschöpfungsmöglichkeiten für die Grundstückseigentümer, aber auch für die Gemeinde, wäre es sträflich, sich nicht zumindest mit dieser Möglichkeit zu befassen. Die Region werde ihren Wohlstand, zu dem Rathäuser in kleinen Gemeinden ebenso gehören wie Backhäuser, Schwimmbäder, Festhallen und Dorfgemeinschaftshäuser, nicht halten können, wenn keine zusätzlichen Einnahmen erschlossen werden. Wichtig sei dabei aber, dass diese Diskussion nicht gegen die Menschen geführt werde. Gleichzeitig müsse aber auch das Grundprinzip der Demokratie gelten, nämlich, dass mehrheitlich gefasste Beschlüsse auch akzeptiert werden.
Dank der guten wirtschaftlichen Entwicklung speziell der Unternehmen in der Gemeinde Pfronstetten sieht Teufel für die Gemeinde zumindest mittelfristig noch gute Chancen, diese Herausforderungen konstruktiv anzugehen. Er dankte dem Gemeinderat für ein immer sehr offenes und ehrliches Miteinander. Einen besonderen Dank richtete er an seine Stellvertreter, die noch ein paar Termine mehr hatten, weil gewisse Dinge auch mal in kleiner Runde besprochen wurden.
Die beste Zusammenarbeit auf politischer Ebene bringe aber nichts, wenn es dann an den Menschen klemmen würde, die für die Umsetzung verantwortlich sind. Auf dem Rathaus und im Bauhof, aber auch insgesamt habe die Gemeinde ein sehr motiviertes und leistungsfähiges Team. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen man oftmals schnell reagieren und neue Wege gehen müsse, werde dies deutlich. Hier werde oftmals mehr geleistet und vor allem mitgedacht, als dies erwartet werden kann. Teufel dankte, auch im Namen des Gemeinderats, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde – egal, an welcher Stelle sie auch tätig sind – sehr herzlich.
Der erste Bürgermeister-Stellvertreter Karlheinz Schultes erwiderte diese Dank im Namen des Gremiums und schloss darin die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde ein. Für die Arbeit im Gemeinderat ergebe sich durch die im Frühjahr vorgesehene Einführung digitaler Sitzungsunterlagen eine völlig neue Situation, statt Papier werde man des dann mit Tablets zu tun habe. Im Hinblick auf die Ambitionen des Bürgermeisters, nach Trochtelfingen zu wechseln, wünschte er persönlich zwar viel Erfolg, im Interesse der Gemeinde Pfronstetten wäre es aber auch nicht schlimm, wenn dies nicht klappen würde.