Dorfgemeinschaftshaus Aichelau: Zwischen Baustopp und „Augen zu und durch“

Ereignisreiche Nacht für das Dorfgemeinschaftshaus in Aichelau: Der Sturm hat zwar den Baustellenzaun und die Dixie-Toilette über den Haufen geworfen, der Gemeinderat aber zeitgleich nicht den Plan zur Umsetzung des Bauvorhabens: Trotz erheblicher Kostenrisiken und mehrfach aufgehobener Vergaben soll das Projekt weiter vorangetrieben werden.

Aktuell laufen die Rohbauarbeiten, nunmehr sollten die Zimmerer, Blechdach- und Dachabdichtungsarbeiten vergeben werden. Die im ersten Anlauf beschränkte Ausschreibungen wurde aufgehoben, weil die Angebotssummen deutlich über dem Kostenanschlag lagen. In einem zweiten Anlauf wurden die Gewerke nunmehr öffentlich ausgeschrieben, aber auch dies erbrachte bei allen drei Gewerken kein wertbares Angebot.

Angesichts der aktuellen Situation, die ganz wesentlich von den kriegerischen Handlungen im Bereich der Ukraine und den sich hieraus ergebenden Verwerfungen bei den Lieferketten und der Energieversorgung in Europa beeinflusst werden, stellt die vom Büro Künster vorgeschlagene weitere Vorgehensweise, nämlich die Vergabe im Rahmen freihändiger Vergabeverfahren, nur eine der möglichen Handlungsoptionen dar – noch dazu mit einem nach wie vor hohen Preisrisiko bei bereits jetzt über der Kostenschätzung liegenden Gesamtkosten. Eine weitere Option wäre, das Vorhaben nach Abschluss der Rohbauarbeiten zu stoppen und die nächsten anstehenden Vergaben erst im Frühjahr 2023 vorzunehmen – in der Hoffnung, dass sich die Gesamtsituation zu diesem Zeitpunkt wieder beruhigt hat. Bautechnisch wäre dies ein gangbarer Weg, die im Rahmen der Rohbauarbeiten erstellten Bauwerksteile können durch eine geeignete Abdeckung winterfest gemacht werden.

Die Mitglieder des Aichelauer Bauausschusses wurden frühzeitig über die sich abzeichnende Problematik informiert, in der Sitzung des Gemeinderats wurde nun intensiv um den besten Weg gerungen. Gemeinderat Michael Zirkel sprach sich gegen weitere Verzögerungen aus und regte die Prüfung an, ob durch eine geänderte Bauausführung beispielsweise bei der Dachform Kostenreduzierungen möglich wären. Der bauleitende Architekt Helmut Walter vom Büro Künster hielt dem entgegen, dass eine neuerliche Änderung der Pläne zu noch mehr Verzögerung führen würde. Alle Ratsmitglieder waren sich bewusst, dass die Kosten dieses Vorhabens schon jetzt deutlich über Plan liegen, ein „Augen zu und durch“ wäre auch im Hinblick auf andere Projekte nicht begründbar.

Am Ende der Diskussion stand ein von Gemeinderat Karlheinz Schultes formulierter tragfähiger Kompromiss: Die nach erfolglos verlaufener öffentlicher Ausschreibung rechtlich zulässige Möglichkeit der freihändigen Vergabe soll kombiniert werden mit einem flexibler gestalteten Bauzeitenplan. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass im Moment die meisten Betriebe voll ausgelastet sind. Der Architekt wurde beauftragt, die infrage kommenden Betriebe zu kontaktieren und möglichst zur Septembersitzung entsprechende Vergabevorschläge vorzulegen. Wann dann konkret weitergebaut werden kann wird davon abhängen, welche Zeitfenster die Anbieter nennen werden.

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