Pünktlich um 20 Uhr voll besetzt war das ehemalige Schul- und Rathaus bei der Bürgerversammlung in Aichelau – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Planung für das geplante Dorfgemeinschaftshaus die Menschen vor Ort interessiert.
Zu Beginn ging Bürgermeister Reinhold Teufel auf die Vorgeschichte ein: Seit nunmehr sechs Jahren ringt die Gemeinde um die bestmögliche Unterbringung der Aichelauer Dorfgemeinschaft, mehrere Varianten wurden in dieser Zeit geprüft. Anfangs drehte sich die Debatte darum, ob das Schul- und Rathaus abgebrochen werden und einem Neubau Platz machen soll. Diese weitgehende Variante scheiterte allerdings ebenso am Veto der Denkmalpflege wie ein umfassender Umbau des Gebäudes mit einem großzügigen Veranstaltungsraum im Erdgeschoss. Ein Neubau kam für die Gemeindeverwaltung allerdings erst und nur dann in Frage, wenn das Schul- und Rathaus und damit auch die Unterhaltungslast für dieses Gebäude in gute Hände abgegeben werden kann. Das Engagement des örtlichen Unternehmers Roland Arnold durchschlug letztendlich diesen gordischen Knoten: Im vergangenen Jahr erwarb er das Gebäude, mit den Sanierungsarbeiten wird in Kürze begonnen und die Aichelauer Bürgerschaft und die Vereine können den Schulsaal bis auf weiteres in der gewohnten Art und Weise für Familienfeiern und Veranstaltungen nutzen. Bürgermeister Reinhold Teufel bedankte sich deshalb noch einmal sehr herzlich bei der Familie Arnold.
Anschließend konnte es an die Planung für den Neubau gehen. Vor Ort wurde ein Bauausschuss gegründet, der zusammen mit der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat die Rahmenbedingungen für die beim Architekturbüro Künster in Auftrag gegebene Entwurfsplanung absteckte. Das Raumprogramm sah einen Veranstaltungsraum für 100-120 Personen sowie einen kleinerer Raum für Vereinsbesprechungen und den Frühschoppen vor. Außerdem sollten wie in Huldstetten die Feuerwehr und das Backhaus ins Gebäude integriert werden. Auf der „Wunschliste“ der örtlichen Vereine standen außerdem Lagerräume und die Möglichkeit, im Umfeld des geplanten Dorfgemeinschaftshauses auch ein Festzelt für größere Veranstaltungen aufstellen zu können. Im Umfeld sollte der Spielplatz einen neuen Standort finden und auch über die Verlegung der Bushaltestelle wurde nachgedacht. Und um die Planungsvorgaben für das Büro Künster noch etwas anspruchsvoller zu gestalten, folgten die Vorgaben, dass das Ganze nicht allzu teuer werden und schon bei der Planung darauf geachtet werden sollte, möglichst viele Eigenleistungen zu erbringen.
Zunächst musste aber der richtige Standort für das Projekt gefunden werden. Viele Aichelauer hätten das Gebäude gerne im Pfarrgarten neben dem Pfarrhaus gesehen. Zum einen wäre aber die Baufläche dort äußerst eingeschränkt gewesen, zum anderen bestand auf Eigentümerseite auch keine Verkaufsbereitschaft. Ähnlich war dies bei der „Wunschfläche“ der Gemeindeverwaltung, der dem Schul- und Rathaus gegenüberliegenden Freifläche. So rückte man schließlich etwas nach Osten, jenseits des Wiesenwegs kann die Gemeinde ein Grundstück von der Kirche erwerben und zusammen mit einem Teil der angrenzenden eigenen Fläche für den Neubau nutzen.
Das nächste Problem ließ nicht lange auf sich warten: Der Baubereich liegt nicht nur im baurechtlichen Außenbereich, sondern auch in einem vom Regionalverband ausgewiesenen „Regionalen Grünzug“. Mit viel zeitlichem Aufwand und der Unterstützung durch das Büro Künster verständigte sich die Gemeindeverwaltung mit dem Regionalverband und dem Regierungspräsidium auf ein sogenannten Zielabweichungsverfahren, um diese Klippe zu umschiffen. Gold wert war in diesem Zusammenhang das 2011 mit einer breit angelegten Bürgerbeteiligung erstellte Ortsentwicklungskonzept. Die darin aufgearbeiteten Daten dienten als Grundlage für das Zielabweichungsverfahren und hätten ansonsten langwierig erhoben werden müssen. Aktuell stellt sich die Sache so dar, dass das Verfahren wohl erfolgreich abgeschlossen werden kann, was eine Fortführung des Flächennutzungsplan- und Bebauungsplanverfahrens ermöglichen würde. Diese wiederum sind erste Voraussetzung für ein genehmigungsfähiges Baugesuch, das im September zusammen mit den Zuschussanträgen für das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) eingereicht werden muss.
Zweite Voraussetzung ist natürlich eine entsprechende Bauplanung, und diese wurde nunmehr der Aichelauer Bürgerschaft in einer Bürgerversammlung vorgestellt.
Die Planung des Büros Künster sieht ein zweigeteiltes Gebäude vor: Zum einen ein dominantes Gebäude mit Satteldach, in dem der Saal untergebracht ist.
Um dieses Gebäude schlingt sich die sogenannte Nebenraumspange mit ihrem Flachdach. Den westlichen Abschluss bildet das Feuerwehrhaus, das aufgrund entsprechender Normvorgaben ca. 60 cm höher sein muss als die restliche Nebenraumspange. Darin sind zum einen das Backhaus und der Vereinsraum untergebracht, außerdem der Windfang und die Sanitäranlagen des Saals sowie die Küchen-, Lager- und Technikräume.
Das Satteldachgebäude soll massiv gebaut werden und soll auch von der Farbgebung her an einen großen Feldstein erinnern, während die Nebenraumspange in Holzbauweise und auch mit einer unbehandelten Holzverschalung (Lärche / Douglasie) geplant ist. Hierdurch wird sich mit der Zeit eine Fassadenfarbe ergeben, die an die bekannten Feldscheunen erinnert.
Einige Wünsche aus Aichelau blieben aus Kostengründen auf der Strecke: So wird dort mit dem Neubau das Holzofenbrot-Zeitalter enden, im Neubau wir dann wie seit langem in Aichstetten und Tigerfeld und seit kurzem auch in Huldstetten und Pfronstetten elektrisch gebacken. Nicht erfüllt wurde auch der Wunsch nach großzügigen Lagerflächen für die Vereine. Und letztendlich blieb auch das vom Architekten vorgeschlagene große Foyer auf der Strecke.
Durch diese Maßnahmen konnte der Kostenrahmen ohne Außenanlagen letztendlich von 1,4 auf 1,27 Millionen Euro gedrückt werden. Das ist sehr viel Geld für die Gemeinde Pfronstetten, deshalb tat sich der Gemeinderat auch lange schwer mit seiner Zustimmung. Nachdem durch die erhofften Eigenleistungen der Aichelauer, durch die Fördermittel des Landes und durch die von der Gemeindeverwaltung angestrebte vorzeitige Umsatzsteuer-Umstellung der Eigenanteil auf unter 500.000 € gedrückt werden soll, machte der Gemeinderat letztendlich den Weg einstimmig frei.
Dies und auch die vorgelegte Planung wurde von den Besuchern der Bürgerversammlung sehr positiv aufgenommen. Erwartbar war die Kritik daran, dass es nun eben keine zusätzlichen Lagerräume geben wird. Und natürlich gab es auch Meinungen, die das eine oder andere planerische Detail in Frage stellten und Einsparmöglichkeiten vermuteten. Letztendlich sind Gebäudeplanungen aber inzwischen so komplexe Prozesse, dass nicht einfach an einem Ende etwas verändert werden kann. Letztlich nur rhetorischer Natur war deshalb die abschließende Frage von Bürgermeister Reinhold Teufel, ob die Planung denn nun realisiert werden soll oder nicht. Selten waren Abstimmungsergebnisse in Aichelau so einstimmig wie dieses.