Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
was bleibt vom Jahr 2015? Was werden wir in zehn Jahren noch von diesem Jahr wissen? Was werden die Kinder dereinst im Geschichtsunterricht über dieses Jahr lernen?
Dass das Jahr 2015 kein Jahr wie viele andere war, können wir schon heute sagen. Es ist das Jahr, in dem der Terror mit aller Macht nach Europa kam, in dem die Europäische Union mit dem Euro auf der Kippe stand – und das Jahr, in dem „das mit den Flüchtlingen“ so richtig begonnen hat.
„Das mit den Flüchtlingen“ – kaum eine Entwicklung der jüngeren Zeit dürfte für die Zukunft unseres Heimatlands so prägend sein wie diese. In einer Talkshow sagte vor kurzem ein kluger Mann: „Entweder handeln wir uns gerade die Probleme ein, die uns in 20 Jahren überrollen – oder wir lösen gerade die Probleme, die uns sonst in 20 Jahren überrollt hätten. Was davon stimmt, weiß ich nicht“. Diese Aussage trifft es ziemlich genau: Wir wissen noch nicht, welche Folgen der Zuzug von Menschen aus anderen Teilen der Welt für unser Land und unsere Gesellschaft haben wird. Und jeder, der behauptet, diese Folgen genau abschätzen zu können, ist ein Scharlatan. Wir haben aber einen Ratgeber, an dessen Weisheit wir schwerlich zweifeln können: Die eigene Geschichte!
Immer wieder stand unser Land, standen unsere Vorfahren vor Herausforderungen, die übermächtig schienen. Allein die Herausforderungen, von denen uns die Älteren aus eigener Erfahrung berichten können, waren sicherlich in vielem schwieriger und furchteinflößender als unsere heutige Situation.
Wollen wir doch einmal ehrlich sein: Wir haben nahezu alles, was man zum Leben braucht und oftmals noch sehr viel mehr. Deshalb schreckt viele allein schon der Gedanke auf, dass sich daran etwas ändern könnte.
Dabei sollten wir nicht vergessen: Wir leben nicht für uns allein! Wir sollten unser Leben so führen, dass unsere Kinder und Enkel sich eben nicht für das rechtfertigen müssen, was ihre Eltern und Großeltern getan oder gelassen haben.
Seit kurzem leben auch in unserer Gemeinde Flüchtlinge, und es werden weitere dazu kommen. In einer globalisierten Welt in der (und von der) wir leben, ist das nicht zu vermeiden. So wie unsere jungen Leute als Schüler, Studenten oder Arbeitskräfte selbstverständlich in allen Ländern der Welt Erfahrungen sammeln können, so können auch Menschen aus anderen Ländern den Wunsch hegen, ihr Glück in unserem Land zu suchen. Es ist an der Politik, hierfür Rahmenbedingungen zu schaffen, die diese Entwicklung in geordnete Bahnen lenkt. Hier gilt es, alte Ideologien über Bord zu werfen, denn wir können weder alle, die dies wollen, aufnehmen, noch alle dauerhaft aussperren.
Wir vor Ort sind aufgerufen, die zu unterstützen, die bei uns sind. Denn was passiert, wenn man Immigranten sich selbst überlässt, sehen wir in den Vorstädten von Paris, Brüssel und anderen Großstädten. Wenn wir aber auf die Menschen zugehen und ihnen aktiv vermitteln, welche Werte bei uns zählen, dann ist der Weg zur Integration nicht so schwer wie viele denken.
Bei allen Herausforderungen im Land und auf der Welt wollen wir aber auch die Entwicklung des Jahres in unserer Gemeinde nicht vergessen. Der Jahresrückblick, den Sie in den vergangenen Jahren von uns erhielten, muss heuer leider entfallen: Auch unser kleines Rathaus ist vom Fachkräftemangel betroffen, wir konnten eine frei werdende Stelle nicht adäquat besetzen und müssen uns deshalb derzeit auf das wesentliche beschränken. Auf einige wesentliche Punkte möchte ich an dieser Stelle dennoch eingehen:
Mit den Vorstandswahlen in den Flurneuordnungsverfahren in Aichstetten / Tigerfeld und Geisingen / Huldstetten wurden zwei wichtige Infrastrukturprojekte auf den Weg gebracht. Es ist eine einfache Rechnung: Mit weit über 70% können wir unser Feldwegenetz in Schuss bringen, ohne nicht. Ziel bleibt es, auch im Ortsteil Pfronstetten dieses wichtige Projekt anzugehen. Für Diskussionen sorgt auch der Beitrag, den wir vor Ort für die Energiewende bringen müssen: Hier gilt es, Windkraft dort zu akzeptieren, wo es objektiv gesehen Sinn macht und zu keinen wesentlichen Beeinträchtigungen für die Bevölkerung führt. Das ist in Aichelau (und wohl auch Pfronstetten) eher der Fall als in Geisingen.
Im Jahr 2015 wurde mit der Neugestaltung der Hüle sicherlich eines der meistdiskutierten Projekte der jüngeren Zeit angegangen – mit bisher überwiegend positiver Resonanz.
Mit der Beschaffung eines Fahrzeugs für Huldstetten…
und der Außensanierung des Gerätehauses in Pfronstetten wurde der Ausbau der Feuerwehr fortgesetzt. Die Schaffung von Neubauflächen in Tigerfeld war das politisch schwierigste Projekt des Jahres – glücklicherweise mit einem absehbar guten Ende.
Viele kleinere Investitionen wie der neue Zaun beim Kindergarten und das sanierte Kriegerdenkmal in Aichelau runden das Bild ab.
Wirtschaftlich geht es der Gemeinde gut, wenngleich die buchhalterische Lage turbulent ist. Bei der Gewerbesteuer werden wir das Rekordergebnis des Vorjahres heuer wohl verdoppeln, bevor sich ab 2016 wieder unser normales Niveau einstellen wird. Durch die Rekordjahre 2014 und 2015 werden die nächsten beiden Haushaltsjahre kräftig durcheinandergeschüttelt, Zuweisungen des Landes fallen weg, die zu bezahlenden Umlagen steigen kräftig an. Unter dem Stricht bleibt aber ein kräftiges Plus für unsere Gemeindekasse. Hierfür möchte ich mich ausdrücklich bei unseren örtlichen Unternehmen bedanken, die mit ihrer erfolgreichen Arbeit einen ganz wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass wir hier solide wirtschaften können.
Wir bleiben aber bei unserem Kurs, dass wir uns nur das gönnen, was wir langfristig auch bei einer schlechteren Einnahmesituation tragen können. Neue Schulden sollen nach Möglichkeit vermieden werden.
Dies sind auch die Vorgaben für 2016: Mit der Erweiterung des Gewerbegebiets in Pfronstetten und der Direktanbindung an die B 312 wollen wir die Voraussetzungen für eine weiterhin positive gewerbliche Entwicklung schaffen. In Tigerfeld (Wimsener Straße) und bei Bedarf auch in Pfronstetten (Schelmenwasen) sollen neue Wohnbauflächen erschlossen werden. Die Pfronstetter Hüle soll durch die Neugestaltung des Straßenraums ihr endgültiges Gesicht bekommen und spätestens im Sommer wird auch Tigerfeld mit bis zu 50 Mbit eine zeitgemäße Breitbandversorgung haben.
Ob global oder lokal: Auch künftig werden wir genügend Herausforderungen haben, die unsere Kreativität und unseren Mut fordern werden. Beim angestrebten Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit im Gemeindeverwaltungsverband gilt es, mit Augenmaß und Weitblick die Entscheidungen zu treffen, die uns für die Zukunft fit machen können.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ich neige nicht zum Jammern. Ich hoffe sehr, dass auch Sie in der Zukunft vor allem Chancen und weniger Risiken sehen. Letztlich haben wir unsere Zukunft selbst in der Hand, von nichts kommt bekanntlich nichts. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir miteinander und mit einem gesunden Gottvertrauen auch die Herausforderungen des nächsten Jahres erfolgreich meistern.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien, auch im Namen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Mitglieder des Gemeinderats, nun eine friedvolle restliche Adventszeit, gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch in ein gesundes, zufriedenes und erfolgreiches Jahr 2016!
Reinhold Teufel
Bürgermeister