
Über zehn Millionen Euro sollen in der Gemeinde Pfronstetten in den kommenden beiden Jahren für den Glasfaserausbau investiert werden. In einer Informationsveranstaltung wurden das Projekt und die Tücken der Bundesförderung der Bevölkerung vorgestellt.
Bürgermeister Manuel Maier wies in seiner Begrüßung auf die herausragende Bedeutung leistungsfähiger Internetanbindungen hin. Seit 2009 arbeitet die Gemeinde daran, Glasfaseranschlüsse zu ermöglichen, mit einem gewaltigen Investitionsprogramm soll dieses Ziel nun erreicht werden. Möglich machen dies Zuschüsse von Bund und Land von über 9 Millionen Euro und die Kooperation mit der BLS GmbH & Co. KG, an der die Gemeinde als Gesellschafter beteiligt ist.
Daniel Fischer von der BLS Breitband stellte sein Unternehmen und die Beweggründe für den Glasfaserausbau vor. Die BLS wurde 2010 nur deshalb gegründet, weil die großen Telekommunikationsunternehmen keine Anstalten machten und machen, den ländlichen Raum und speziell das 42 Gemeinden der Landkreise Reutlingen, Sigmaringen, Biberach, Tuttlingen und Konstanz umfassende Geschäftsgebiet der BLS mit Glasfaser zu versorgen. Mit inzwischen 20 festen Mitarbeitern erledigt dies nun die BLS. Großer Vorteil dabei: Das Netz gehört am Schluss dieser kommunal getragenen Gesellschaft. Über kurz oder lang wird auch die Gemeinde Pfronstetten als Gesellschafter von den Pachterlösen finanziell profitieren, was letztlich wieder allen Einwohnerinnen und Einwohnern zu Gute kommt. In der Bauphase fungiert die BLS als Antragsteller für die Fördermittel und als Bauherr, nach Fertigstellung sorgt sie für die Verpachtung des Netzes. Aktuell wird die Projektplanung erstellt, um im Sommer die Bauarbeiten ausschreiben zu können. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein, die Inbetriebnahme des Netzes ist für 2027 angepeilt.
Verantwortlich für Planung und Bauleitung ist die s&p Beratungs- und Planungsgesellschaft aus Wiesbaden. Geschäftsführer Kai Seim skizzierte die Herausforderung, in nur zwei Jahren die 622 notwendige Anschlüsse herzustellen. Hierfür werden sechs weitere Hauptverteiler und 25 Netzverteiler gebaut, zu den bereits verlegten Leerrohren kommen noch rund 39 Kilometer dazu. Dabei werden ausreichend Reserven eingeplant, um auch künftig entstehende Anschlüsse berücksichtigen zu können. Wie genau das Glasfaser ins jeweilige Gebäude kommt, wird bei Gesprächen vor Ort festgelegt und dokumentiert.
Wenn das Netz gebaut ist, kommt die NetCom ins Spiel, ein Tochterunternehmen der EnBW. Sie hat das BLS-Netz angepachtet und bietet für alle angeschlossenen Gebäude Verträge an. Die monatlichen Kosten sind vielerorts jetzt schon etwas günstiger als bei der kupferbasierten DSL-Konkurrenz, berichtete Benjamin Haberlandt von der NetCom, aufgrund der niedrigeren Betriebskosten für Glasfaseranschlüsse wird sich hier der Preisvorteil mit den Jahren noch erhöhen – bei einer gleichzeitig stabileren Leitung. Im Gepäck hatte die NetCom eine Musterwand mit den im Gebäude zu installierenden Gerätschaften.
In der anschließenden offenen Fragerunde konnte viele vor allem technische Fragen beantwortet werden: Wie kommt das Glasfaser ins Haus? Können vorhandene Leerrohre verwendet werden? Wann wird wo begonnen? All das wurden kompetent von den Referenten beantwortet. Die Gemeindeverwaltung hat alle Fragen aufgenommen und wird sie und vor allem die Antworten in kürze im Mitteilungsblatt und auf der Internetseite der Gemeinde noch einmal zusammenstellen. Für viel Verdruss sorgte in der Diskussion die homes-passed-Regelung des Fördermittelgebers Bund: Vielerorts und auch in Pfronstetten werden für den Glasfaserausbau zwei Förderprogramme genutzt: Über die Gigabit-Richtlinie 1 werden Gebäude angeschlossen, die bisher weniger als 100 Mbit/s Bandbreite haben (sogenannte graue Flecken) und über die Gigabit-Richtlinie 2 Gebäude, die aktuell über zwischen 100 und 265 Mbit/s verfügen (dunkelgraue Flecken). Auch wenn die Bagger nur einmal anrücken und die Leitungen in einem Zug verlegt werden, geht der Fördermittelgeber Bund gedanklich davon aus, dass es sich um zwei Maßnahmen handelt: Zunächst werden die schlechter versorgten grauen und dann erst die besser versorgten dunkelgrauen Flecken erschlossen. Wenn jetzt an einer Leitung, die zur Erschließung eines grauen Flecks verlegt wird, unterwegs dunkelgraue Flecken direkt angrenzen, dann verfügen diese nach der Denke des Fördermittelgebers schon über eine Anschlussmöglichkeit, wenn es an die Anbindung der dunkelgrauen Flecken geht. Mit der fatalen Folge, dass für diese dunkelgrauen Flecken „unterwegs“ (homes passed = „Häuser am Wegesrand“) die Hausanschlussleitungen nicht gefördert werden. Projektleiter Kai Seim geht aktuell davon aus, dass 23 Gebäude in der Gesamtgemeinde von dieser Problematik betroffen sein werden. Nachdem bei einigen Gebäuden aber der „Farbstatus“ noch unklar sei, könnte diese Zahl noch geringfügig anwachsen. Nach geltender Rechtslage müssen die Eigentümer dieser 23 Gebäude ihren Hausanschluss, also die Verbindung zwischen der Hauptleitung in der Straße und dem eigenen Keller, selbst bezahlen – während alle anderen Eigentümer die Leitung kostenlos in den Keller bekommen. Bei einer normalen Grundstückssituation wird hierfür mit ca. 2.500 € gerechnet. Einzelne Gemeinden springen hier in die Bresche und übernehmen diese Kosten ganz oder teilweise. Ob die finanziell arg gebeutelte Gemeinde Pfronstetten dies leisten will oder auch nur kann, muss der Gemeinderat voraussichtlich in seiner nächsten Sitzung entscheiden.